31 July 2017

Value Gap - Was ist das?

Die Kultur- und Kreativwirtschaft steht heute vor der existenziellen Herausforderung, dass große Teile der Wertschöpfung durch Akteure aus der IT-Industrie vereinnahmt werden, die selbst keinen Beitrag zur Refinanzierung der Güter leisten, von deren Nutzung sie profitieren. Diese Thematik wird unter den Stichworten Value Gap oder Transfer of Value zusammengefasst.
Verbrauchern steht heute ein vielfältiges Online-Musikangebot zur Verfügung. Streaming-Diensten wie Spotify, Deezer oder Apple Music, die Lizenzen für die Inhalte erwerben, stehen dabei sog. „User Uploaded Content“-Plattformen wie YouTube, Soundcloud oder Dailymotion gegenüber, auf die Nutzer Inhalte hochladen können. Urheberrechtlich geschützte Werke sind massenhaft auf diesen Online-Plattformen zu finden. Obwohl zahlreiche dieser Online-Plattformen eine aktive Rolle bei der Verbreitung und Verwertung von urheberrechtlich geschützten Inhalten spielen, berufen sich die Plattformbetreiber regelmäßig darauf, selbst keine urheberrechtlich relevante Nutzungshandlung vorzunehmen bzw. als angeblich reine Infrastrukturanbieter unter das Haftungsprivileg für Host-Provider zu fallen. So wird eine Lizenzierung der Inhalte entweder gänzlich verweigert oder die Plattformbetreiber  bieten lediglich Vergütungen „auf freiwilliger Basis“ an. Es liegt jedoch auf der Hand, dass die Rechteinhaber ohne den Hebel einer verbindlichen Vergütungspflicht nicht auf Augenhöhe mit den Plattformbetreibern verhandeln und insbesondere keine zeitnahe Lizenzierung erreichen können. Dies schadet nicht nur allen Kreativschaffenden, sondern verzerrt auch den Wettbewerb mit den zahlreichen lizenzierten Anbietern von digitalen Inhalten (wie z.B. Spotify, Deezer oder Apple Music). Entsprechend gering fällt auch bei diesen Diensten bisher die Vergütung für Urheber aus. Die Reform des EU-Urheberrechts stellt eine Chance dar, diese als Value Gap oder Transfer of Value bezeichnete Fehlentwicklung zu korrigieren und endlich gleiche Spielregeln („level playing field“) für die Anbieter von kreativen Inhalten im Online-Bereich zu schaffen. In der Praxis würde dies tendenziell dazu führen, dass mehr Inhalte auf den Plattformen zur Verfügung stehen und weniger Sperrungen vorgenommen werden müssen. Urheber würden im Gegenzug eine fair auszuhandelnde Vergütung erhalten. Zurück zum Newsletter