70 Jahre in der GEMA
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Der ehemalige Aufsichtsrat Harald Banter trat am 1. April 1947 in die GEMA ein. Für den GEMA-Newsletter schaut er im Interview zurück.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Banter, Sie sind am 1. April 1947 in die GEMA eingetreten. Das sind jetzt 70 Jahre GEMA-Mitgliedschaft.
Harald Banter: (lacht) Ich kann es selbst kaum glauben. Aber das kam dadurch, dass ich als 17-Jähriger schon komponierte, und mein Vater, der Schallplattenproduzent war, meinte: „Du komponierst doch schon, du musst in die GEMA eintreten.“ Und da sagte ich: „GEMA, was ist das?“ Naja, und dann hab ich da vorgesprochen 1947. Wissen Sie noch, was das erste Werk war, das Sie einbrachten?
Das hieß „Der ferne Ton“. Damals kam ein junger Zeitungsvolontär auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, eins seiner Gedichte zu vertonen. Sie arbeiteten zu der Zeit schon beim Rundfunk.
Genau, ich bin mit 16 von der Schule abgegangen. Damals musste man auf der Oberschule – heute heißt das Gymnasium – Schulgeld bezahlen. Und kurz nach dem Krieg konnten wir das nicht. Mein Vater war zwar ein bekannter Schallplattenproduzent, aber die Fabriken waren zu dem Zeitpunkt alle noch zerstört. Da hab ich mich beim Rundfunk als Volontär beworben, und hab eine Anstellung beim Berliner Rundfunk in der Masurenallee bekommen. Da lernte ich Leute kennen, die meine Kompositionen auch spielten. Und dieses Lied – „Der ferne Ton“ – wurde gespielt. Das Stück haben Sie auch bei der GEMA angemeldet.
Das Komische war, ein paar Tage, nachdem mein Stück gespielt wurde, bin ich zur GEMA gegangen und sagte: Da ist mein Stück gespielt worden, dafür bekomme ich doch Geld. Und da sagte der damalige Direktor, der für die Mitglieder zuständig war, zu mir: „Junger Freund, sooo schnell geht das nicht. Da müssen Sie erst ein Jahr warten, und dann kommt vielleicht Geld.“ Na gut, dachte ich, dann warte ich. Und nach einem Jahr bekam ich ein Briefchen von der GEMA, und da stand drin – das war noch so eine herrliche Sprache damals: „Es ist uns ein Werk aus Ihrer Feder gemeldet worden…“ – dass mir nur ein Betrag von 1,20 Reichsmark zustände. Das wiederum sollte wegen Geringfügigkeit erst im darauffolgenden Jahr ausgezahlt werden, wenn sich mehr angesammelt hätte. Aber damals hab ich eben angefangen, mich dafür zu interessieren: Was macht die GEMA eigentlich? So erwachte bei mir die Neugier und das Interesse für diese Organisation. Was Sie nie verlassen sollte. Später gingen Sie (neben anderen Tätigkeiten in Ausschüssen etwa) in den Aufsichtsrat der GEMA – und waren dort insgesamt 47 Jahre tätig!
Das stimmt. Ich wurde getragen von den Mitgliedern und Kollegen. Man hat offenbar gemerkt, dass ich etwas zu bewegen im Stande war. Deshalb hat man gesagt: Den Banter, den wollen wir da haben. Und wenn ich dann gewählt wurde und runter schaute: Die ersten zehn Reihen, das waren alles Leute, die ich persönlich kannte und mit denen ich befreundet war. Der leider kürzlich verstorbene Stellv. Aufsichtsratsvorsitzende Frank Dostal schrieb mal in einem Gruß an Sie in der Mitgliederzeitschrift virtuos: „Dein GEMA-Wissen, das waren nicht nur Zahlen, Fakten und Daten. Es war die Kraft des Geistes der Zusammengehörigkeit, die durch Dich aus ihnen sprach.“
Das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Komponisten war früher ein anderes. Das lag aber auch am Berufsbild des Komponisten, das früher kompakter war. Die Komponisten waren umfassend tätig, angefangen von der leichten Unterhaltung über die Kammermusik bis hin zu großen Orchesterwerken. Heute – und das ist der Unterschied – ist das Berufsbild diversifiziert. Daraus haben sich im Laufe der Jahre Diversifikationen im Verteilungsplan ergeben. Ich sehe deshalb auch einen großen Unterschied in der Aufgabe der GEMA, in ihrer Grundsubstanz. Heute muss sie eine Vielzahl von Interessengruppen befriedigen. Es gab früher keine Unterscheidung zwischen einem Werbe- oder Rundfunkkomponist. Heute gibt es Komponisten, die z.B. nur Musik für Games machen. Hat Musik in der Gesellschaft einen anderen Wert als damals?
Ich würde nicht sagen: einen anderen Wert. Aber ein anderes Bewusstsein für die Vergütung, für das Urheberrecht. Das Wort Urheberrecht hat damals überhaupt keiner gekannt außer den Anwälten. Nicht mal die Komponisten haben das gekannt. Heute kennt es jeder: Durch das Internet und die Diskussion um den Missbrauch des Urheberrechts ist das dauernd im Bewusstsein der Leute – selbst bei denjenigen, die damit überhaupt nichts zu tun haben. Früher war das überhaupt kein Thema. Das wurde nur in engsten, kleinen Zirkeln diskutiert.
Harald Banter: (lacht) Ich kann es selbst kaum glauben. Aber das kam dadurch, dass ich als 17-Jähriger schon komponierte, und mein Vater, der Schallplattenproduzent war, meinte: „Du komponierst doch schon, du musst in die GEMA eintreten.“ Und da sagte ich: „GEMA, was ist das?“ Naja, und dann hab ich da vorgesprochen 1947. Wissen Sie noch, was das erste Werk war, das Sie einbrachten?
Das hieß „Der ferne Ton“. Damals kam ein junger Zeitungsvolontär auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, eins seiner Gedichte zu vertonen. Sie arbeiteten zu der Zeit schon beim Rundfunk.
Genau, ich bin mit 16 von der Schule abgegangen. Damals musste man auf der Oberschule – heute heißt das Gymnasium – Schulgeld bezahlen. Und kurz nach dem Krieg konnten wir das nicht. Mein Vater war zwar ein bekannter Schallplattenproduzent, aber die Fabriken waren zu dem Zeitpunkt alle noch zerstört. Da hab ich mich beim Rundfunk als Volontär beworben, und hab eine Anstellung beim Berliner Rundfunk in der Masurenallee bekommen. Da lernte ich Leute kennen, die meine Kompositionen auch spielten. Und dieses Lied – „Der ferne Ton“ – wurde gespielt. Das Stück haben Sie auch bei der GEMA angemeldet.
Das Komische war, ein paar Tage, nachdem mein Stück gespielt wurde, bin ich zur GEMA gegangen und sagte: Da ist mein Stück gespielt worden, dafür bekomme ich doch Geld. Und da sagte der damalige Direktor, der für die Mitglieder zuständig war, zu mir: „Junger Freund, sooo schnell geht das nicht. Da müssen Sie erst ein Jahr warten, und dann kommt vielleicht Geld.“ Na gut, dachte ich, dann warte ich. Und nach einem Jahr bekam ich ein Briefchen von der GEMA, und da stand drin – das war noch so eine herrliche Sprache damals: „Es ist uns ein Werk aus Ihrer Feder gemeldet worden…“ – dass mir nur ein Betrag von 1,20 Reichsmark zustände. Das wiederum sollte wegen Geringfügigkeit erst im darauffolgenden Jahr ausgezahlt werden, wenn sich mehr angesammelt hätte. Aber damals hab ich eben angefangen, mich dafür zu interessieren: Was macht die GEMA eigentlich? So erwachte bei mir die Neugier und das Interesse für diese Organisation. Was Sie nie verlassen sollte. Später gingen Sie (neben anderen Tätigkeiten in Ausschüssen etwa) in den Aufsichtsrat der GEMA – und waren dort insgesamt 47 Jahre tätig!
Das stimmt. Ich wurde getragen von den Mitgliedern und Kollegen. Man hat offenbar gemerkt, dass ich etwas zu bewegen im Stande war. Deshalb hat man gesagt: Den Banter, den wollen wir da haben. Und wenn ich dann gewählt wurde und runter schaute: Die ersten zehn Reihen, das waren alles Leute, die ich persönlich kannte und mit denen ich befreundet war. Der leider kürzlich verstorbene Stellv. Aufsichtsratsvorsitzende Frank Dostal schrieb mal in einem Gruß an Sie in der Mitgliederzeitschrift virtuos: „Dein GEMA-Wissen, das waren nicht nur Zahlen, Fakten und Daten. Es war die Kraft des Geistes der Zusammengehörigkeit, die durch Dich aus ihnen sprach.“
Das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Komponisten war früher ein anderes. Das lag aber auch am Berufsbild des Komponisten, das früher kompakter war. Die Komponisten waren umfassend tätig, angefangen von der leichten Unterhaltung über die Kammermusik bis hin zu großen Orchesterwerken. Heute – und das ist der Unterschied – ist das Berufsbild diversifiziert. Daraus haben sich im Laufe der Jahre Diversifikationen im Verteilungsplan ergeben. Ich sehe deshalb auch einen großen Unterschied in der Aufgabe der GEMA, in ihrer Grundsubstanz. Heute muss sie eine Vielzahl von Interessengruppen befriedigen. Es gab früher keine Unterscheidung zwischen einem Werbe- oder Rundfunkkomponist. Heute gibt es Komponisten, die z.B. nur Musik für Games machen. Hat Musik in der Gesellschaft einen anderen Wert als damals?
Ich würde nicht sagen: einen anderen Wert. Aber ein anderes Bewusstsein für die Vergütung, für das Urheberrecht. Das Wort Urheberrecht hat damals überhaupt keiner gekannt außer den Anwälten. Nicht mal die Komponisten haben das gekannt. Heute kennt es jeder: Durch das Internet und die Diskussion um den Missbrauch des Urheberrechts ist das dauernd im Bewusstsein der Leute – selbst bei denjenigen, die damit überhaupt nichts zu tun haben. Früher war das überhaupt kein Thema. Das wurde nur in engsten, kleinen Zirkeln diskutiert.