Magazin / 16. Mai 2023

Spiel mir das Lied vom Erfolg: Drei Filmkomponistinnen, von denen wir noch viel hören werden

Wer in den letzten Wochen die ZDF-Serie „Der Schwarm“ nach dem Bestseller von Frank Schätzing gesehen hat, dem ist vielleicht die markante Filmmusik aufgefallen. Geschaffen hat sie eine der vielversprechendsten Filmkomponistinnen Deutschlands: Dascha Dauenhauer. Sie zählt zu der Riege von Künstlerinnen, die schon in jungen Jahren ausgezeichnet wurden und derzeit sehr selbstbewusst mit spannenden Projekten die Filmszene aufmischen. Auch Freya Arde und Therese Strasser finden in deutschen und internationalen Produktionen vielfach Beachtung und stauben namhafte Preise ab. Höchste Zeit, die drei Vertreterinnen dieses Genres besser kennenzulernen.

Seit jeher gilt die Kategorie Filmmusik als Männerdomäne, in der Frauen gegen Gender Pay Gap und geschlechterdiskriminierende Vergabepraktiken ankämpfen müssen. Dabei hat die Arbeit von Filmkomponistinnen Tradition. Schon seit den 1930er-Jahren werden in den großen Studios weibliche Musikschaffende wie Maria Grever und Daphne Oram beschäftigt – wenngleich von der Öffentlichkeit wenig beachtet. Das will die neue Generation jetzt ändern. Tatsächlich studieren derzeit an der Filmuniversität Babelsberg, einer der Talentschmieden für Filmkomposition, viermal so viele Frauen wie Männer – nicht zuletzt inspiriert vom Erfolg früherer Semester wie Dauenhauer, Arde und Strasser.

Filmmusik: so viel mehr als nur Hintergrundgeräusch

Filmmusik gebührt eine Sonderstellung im Bereich Komposition. Denn hier steht Musik nicht für sich allein, sondern bildet im Idealfall eine Symbiose mit den Szenen eines Filmes. Sie untermalt mit ihren Klängen die Szenen und sorgt dafür, dass eine Story funktioniert und der Plot verständlich wird. Filmmusik ist geprägt von der engen Zusammenarbeit zwischen Regie und Musikschaffenden in jedem Stadium der Arbeit an einem Film.

Dascha Dauenhauers Klangcollagen brechen mit Konventionen

Mit ihren Kompositionen zu „Berlin Alexanderplatz“ hinterlässt Dascha Dauenhauer im Jahr 2020 einen großen Eindruck und ebnete sich den Weg für weitere Angebote. In einem Interview mit dem ZDF berichtet die gebürtige Russin, die mit ihren Soundtracks gleich nach dem Studium den Deutschen und den Europäischen Filmpreis erhält: „Ich habe mich mit der Musik so positioniert, wie ich Filmmusik schreiben möchte.“ Sie liebt es, wie sie sagt: „... mutig und konträr zum Drehbuch zu arbeiten und zu kreieren, was nicht erwartet wird in der Szene.”

Ihre rauen, einzigartigen Sounds nimmt sie überwiegend selbst auf und fügt sie collagenartig zusammen. Diese Kunstwerke haben ihr 2022 auch den Deutschen Musikautor*innenpreis der GEMA in der Kategorie „Komposition Audiovisuelle Medien“ eingebracht. Ihre Arbeit für „Der Schwarm“ bildet einen weiteren Höhepunkt in ihrem Musikschaffen.

Freya Arde arbeitet gerne atmosphärisch

Als sie zum ersten Mal im Abspann eines Films eine Komponistin – Annette Focks – entdeckt, eröffnet sich Freya Arde eine neue Welt: die Welt der Filmmusik, in der sie auch eine bedeutende Rolle spielen will. Und so hängt sie an ihr Studium an der Dresdner Musikhochschule noch eines an der Filmuniversität Babelsberg dran. Genauso wie Dascha Dauenhauer gewinnt sie für einen Soundtrack, der während ihres Studiums entsteht, 2016 ihre erste Auszeichnung: den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Nachwuchs für „Nellys Abenteuer“.

Die Komponistin, Musikerin und Produzentin, die mit bürgerlichem Namen Franziska Henke heißt, charakterisiert in einem Interview ihre Arbeit folgendermaßen: „In der Filmmusik kann ich sehr wandelbar sein, dort arbeite ich gern atmosphärisch.“ Sie zieht es vor, schon zu einem frühen Stadium der Dreharbeiten mit einbezogen zu werden, um „das Feeling des Films mitzugestalten”. So entwickelt sie ein Musikkonzept und formt Klangbilder, schon während sie das Drehbuch liest.

Therese Strasser kreiert Soundtracks für die ganze Welt

2016 scheint ein guter Abschlussjahrgang an der Filmuniversität Babelsberg gewesen zu sein, denn genauso wie Freya Arde schließt auch Therese Strasser in diesem Jahr ihr Studium erfolgreich ab. Die vielseitige Komponistin lebt und arbeitet in Berlin und London, von wo sie insbesondere für Film, Fernsehen und Installationen internationaler Künstler Musik schreibt. Projekte, an denen sie mitwirkt, werden auf Filmfestivals in aller Welt gezeigt, zum Beispiel auf dem New York City Indie Film, dem Festival Montreal World Film Festival, dem Film Festival Max Ophüls Preis und dem Dok.Fest München. Für ihre Kompositionen erhält sie mehrere Auszeichnungen, darunter den New York International Film Award, den Best Score Music Preis am Sicily Web Fest und den für die beste Filmmusik am Seoul Web Fest für den Soundtrack der Serie „Gute Monster“. Zu ihrem Portfolio zählen auch die Musik für „Tarantino! The Musical?“, „Schneewittchen am See“ und „Hundert Mal Frühling“.

Dass Filmmusik nicht nur ein schmückendes Beiwerk innerhalb eines Filmes darstellt, beweisen Filmkomponistinnen wie Dascha Dauenhauer, Freya Arde und Therese Strasser mit jedem Projekt aufs Neue. Ihre Erfolge sollten bis in die letzte Kinoreihe deutlich machen, dass das Erschaffen hochwertiger Soundtracks essentiell für den Film ist.