28. Oktober 2020

Weltweit sinken Einnahmen aus Tantiemen für Urheber im Jahr 2020 voraussichtlich um bis zu 3,5 Milliarden Euro

Der CISAC-Jahresbericht zeigt die Auswirkungen von COVID-19, die Maßnahmen der Urheberrechtsgesellschaften und die von den Regierungen benötigte Unterstützung

Paris - 28. Oktober 2020 - Laut dem jüngsten Global Collections Report (globaler Inkassojahresbericht), der von der CISAC (Internationaler Dachverband von Urheberrechtsgesellschaften) veröffentlicht wurde, ist ein Einbruch der weltweiten Tantiemeneinnahmen der Urheber von Musik, audiovisuellen Werken, bildenden Künsten, Theater und Literatur in diesem Jahr von bis zu 35% - oder 3,5 Milliarden Euro anzunehmen.

Der Bericht mit dem Titel "COVID-19: Crisis, Resilience, Recovery" (Covid-19: Krise, Resilienz, Erholung) zeigt die Auswirkungen der Pandemie auf Urheber und enthält eine Analyse der anhaltenden Auswirkungen auf ihr Einkommen bis weit in das Jahr 2021 hinein. Er dokumentiert die von den CISAC-Mitgliedsgesellschaften ergriffenen Maßnahmen zur Schadensbegrenzung anhand von Fallstudien von Gesellschaften in Australien, Brasilien, Kolumbien, Frankreich, Marokko, Norwegen, Spanien, Großbritannien und den USA.

Der Bericht unterstreicht auch die Widerstandsfähigkeit der Urheber und die Notwendigkeit weiterer staatlicher Maßnahmen zur Unterstützung der Kreativbranche. Highlights des vollständigen Berichts finden Sie auf einem Blick hier.

Schätzung der Einnahmeneinbrüche

Urheber brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen

CISAC-Präsident Björn Ulvaeus kommentiert den Bericht in seiner Einleitung: „Heute ist die Unsicherheit hinsichtlich ihrer Zukunft für die Urheber noch schlimmer als zu Beginn der Pandemie. Millionen von Urhebern verlieren gerade ihre Lebensgrundlage. Wir waren die erste Branche, die davon betroffen war, und wir werden die letzte sein, die sich wieder erholen wird. Schöpfer sind innovativ, unternehmerisch und widerstandsfähig, aber um den langen Weg aus dieser Krise bestreiten zu können, müssen wir uns an die Regierungen wenden. Dies gilt nicht nur für Notfallfonds, wie begrüßenswert diese auch immer sein mögen. Die politischen Entscheidungsträger müssen auch die Probleme angehen, die vor ihnen liegen: die schweren Mängel, die das Umfeld für die Urheber schon seit vielen Jahren verzerrt haben. COVID-19 ist an der Verzerrung der Wettbewerbsbedingungen nicht schuld. Aber es hat sie sicherlich noch verschlimmert und vertieft. Jetzt ist der Zeitpunkt für die Regierungen zu zeigen, dass sie die Kreativwirtschaft ernst nehmen. Es ist an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger aufwachen und handeln.“

Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA, sagt: „Die Zahlen des CISAC Global Collections Report sind dramatisch. Angesichts der COVID-19-Pandemie werden die Einnahmen der Autorengesellschaften im Jahr 2020 um bis zu 35 Prozent einbrechen. Dabei ist der Live-Bereich mit Einbußen von in manchen Ländern bis zu 80 Prozent am stärksten betroffen. Für die jeweiligen Mitglieder werden die massiven Einnahmeausfälle allerdings erst im kommenden Jahr voll zu Buche schlagen, wenn die Autorengesellschaften ihre Ausschüttungen für 2020 vornehmen. Die ohnehin schon prekäre Situation vieler Kreativschaffender wird sich 2021 somit weiter zuspitzen. Wir appellieren deshalb an die Politik, bereits jetzt weitere gezielte Unterstützungsmaßnahmen für die Kultur- und Kreativwirtschaft, insbesondere auch konkrete Hilfen für Solo-Selbständige, in Angriff zu nehmen.“

In seinem Vorwort sagt CISAC-Generaldirektor Gadi Oron: „Mit Blick auf die Zukunft spiegelt dieser Bericht eine außerordentliche Widerstandsfähigkeit in unserem Sektor wider, aber noch keine Erholung. Die Bedingungen werden sich für die Schöpfer verschlechtern, bevor sie besser werden, zumal sich der Inkassoeinbruch im Jahr 2020 in Form von niedrigeren Ausschüttungen im Jahr 2021 niederschlagen wird. Die Autorengesellschaften unter dem Dach der CISAC haben bereits gehandelt, um ihre Urheber in dieser Krise mit allen verfügbaren Mitteln zu unterstützen. Während die gegenwärtige Krise die extreme Zerbrechlichkeit der kollektiven Rechtewahrnehmung offenbart, zeigt sie gleichzeitig die entscheidende Bedeutung ihrer Arbeit für die Urheber“.

Der CISAC-Vorstandsvorsitzende Marcelo Castello Branco fügt hinzu: „Dieses Jahr sind wir alle in einen perfekten Sturm geraten. Die Coronavirus-Pandemie hat unser globales Wachstum ins Gegenteil verkehrt, und ihre Auswirkungen werden in den Jahren 2021 und 2022 durchweg zu spüren sein. Diese schwierige Zeit ist eindeutig noch nicht vorbei - aber man kann getrost sagen, dass wir alle Brücken zu allem bauen, was auch immer als Nächstes kommt, und gleichzeitig positiv und wachsam bleiben, was zukünftige Chancen und Herausforderungen angeht. Wir müssen jetzt darum kämpfen, im Spiel zu bleiben und bereit sein, unsere Rechteinhaber zu unterstützen, zu vertreten und ihnen das zu zahlen, was sie verdienen und von uns allen erwarten“.

Weitere Daten-Highlights

  • Die Tantiemen aus Konzerten, Veranstaltungen und öffentlichen Aufführungen haben die Hauptlast der Pandemie getragen und werden den Prognosen zufolge bis 2020 um 60-80% zurückgehen.  Innovationen im Lizenzierungsbereich, wie das Live-Streaming von Werken, tragen zur Unterstützung der digitalen Einnahmen bei, aber diese reichen bei weitem nicht aus, um die Verluste aus anderen Nutzungen auszugleichen.
  • Die Einnahmen für Songwriter und Komponisten machen den größten Teil der Gesamteinnahmen aus und werden für 2020 zwischen 1,8 und 3,1 Milliarden Euro liegen, was ebenfalls einen Rückgang von 20-35% bedeutet.
  • Es wird erwartet, dass die Auswirkungen der Pandemie bis weit in das Jahr 2021 und darüber hinaus anhalten werden. Über alle Repertoires hinweg wird das Inkasso im Jahr 2021 unter dem Niveau von 2019 bleiben, wobei die Nutzer weiterhin mit Zahlungsschwierigkeiten und Konkursen zu kämpfen haben werden.
  • Das Inkasso für 2019 nahm um 7,4% zu und erreichte zum ersten Mal 10 Milliarden Euro. Musikinkassi wurden im Jahr 2019 um 8,4% gesteigert. Die Verluste des Jahres 2020 - nur für Musik und für alle Repertoires zusammen - werden das fünf Jahre anhaltende Wachstum seit 2015 beenden.

Downloads

Highlights auf einem Blick

CISAC Global Collections Report

Über die CISAC

CISAC - die Internationale Konföderation der Verwertungsgesellschaften von Urhebern und Komponisten - ist das weltweit führende Netzwerk von Urheberrechtsgesellschaften (auch als Verwertungsgesellschaften, VWGs bezeichnet). Mit 232 Mitgliedsgesellschaften in 121 Ländern vertritt die CISAC über vier Millionen Urheber von Musik, audiovisuellen Medien, Theater, Literatur und bildenden Künsten. www.cisac.org | Twitter: @CISACNews | Facebook: CISACWorldwide

Über die GEMA

Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von rund 78.000 Mitgliedern (Komponisten, Textautoren und Musikverleger) sowie von über zwei Millionen Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik.

Presse- und Medienkontakt CISAC
Adrian Strain - Direktor für Kommunikation | adrian.strain@cisac.org | +44 7775 998 294

Presse- und Medienkontakt GEMA
Nadine Remus - Senior Kommunikationsmanagerin | nremus@gema.de | +49 89 48003-583

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