„In der Szene fühle ich mich einfach wohler“: Interview mit DJ „Denny Deluxe“
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Wer schon einmal im Münchner NY.Club war, kennt Denny Deluxe alias Dennys Maschler wahrscheinlich – bzw. seinen Musikstil. Dort sorgt er als Resident-DJ der Partyreihe „Luxuspop“ regelmäßig für volle Tanzflächen. Seine Spezialität: Pop- und Housemusic auf vorwiegend queeren Events.
GEMA: Gibt es aus Deiner Sicht im LGBTQ-Musikbereich einen Pionier unter den Musikschaffenden?
Dennys: Da fällt mir spontan Lil Nas X ein, ein schwarzer Amerikaner, der öffentlich zu seiner Homosexualität steht, obwohl er damit mehrere Angriffspunkte liefert. Der macht was komplett Neues auf mit seinem Rap-Gesang, was in der Community noch nicht so weit verbreitet ist.
Achtest du bei der Musikauswahl auch auf die Diversität der Künstlerinnen und Künstler?
Natürlich. Es gibt viele, die selbst Teil der Community sind, die gerne gehört werden oder Künstler, die viel für die Community tun, auch wenn sie selbst damit keine Berührungspunkte haben. Von Lady Gaga zum Beispiel gibt‘s Songs, die nur unseretwegen geschrieben wurden. Das sind inzwischen echte Klassiker, die nicht fehlen dürfen. Meine Aufgabe ist es dann, diese Songs immer wieder neu zu präsentieren, damit sie interessant bleiben.
Unterscheiden sich die Playlists auf LGBTQ Veranstaltungen von anderen?
Ja, da gibt es definitiv Unterschiede. Ich kenne zum Beispiel kaum LGBTQ-Partys, auf denen ausschließlich Hiphop oder Metal gespielt wird. In der Community liegt der Schwerpunkt auf House-Music, Pop oder Tribal House. Umgekehrt gilt das wohl eher nicht so, also es gibt sicherlich keine Musik, die nur auf einer LGBTQ-Party läuft. Aber inzwischen besteht ja eine große Offenheit hin zur „anderen Seite“. Es kommt natürlich aufs Publikum an. In einem Hetero-Laden würde ich mit meiner Musik die Jungs wohl eher vergraulen. Die Mädels würden Songs von Rihanna, Beyoncé und so weiter wiederum ziemlich feiern. Aber auch da gibt es Ausnahmen.
Welcher Track darf in Deinem Set nicht fehlen?
Kommt drauf an: In einem Club, in dem ich alle zwei Wochen auflege, kann ich nicht so oft dieselben Lieder bringen, da muss ich für ein bisschen Abwechslung sorgen. Aber was ich schon ziemlich oft spiele, ist „Born This Way“ von Lady Gaga, der Song gehört einfach dazu.
Das hören wir gern. Der Song ist auch auf unserer aktuellen Pride Playlist. Und an welchem Track kommt man momentan nicht vorbei?
„Wildberry Lillet“ von Nina Chuba. Das Lied macht einfach Spaß und beschreibt die interessante Vorstellung, mit all seinen Freunden zusammen in derselben Straße zu wohnen und jeden immer um sich zu haben, ein echt schöner Gedanke. Das Lied kommt momentan sehr gut an, egal ob im Original oder als Remix.
Wo holst Du Dir Inspirationen für Deine Sets?
Ich schaue sehr, sehr viel auf Instagram – auch außerhalb der Szene, vor allem bei amerikanischen DJs. Inspirationen finde ich natürlich auch in Playlists mit Neuerscheinungen auf einschlägigen Streaming-Plattformen. Allzu neu sollte ein Lied allerdings nicht sein, wenn ich es auflege, sonst kann ja keiner mitsingen. Ein, zwei Monate muss es im Radio und auf anderen Plattformen laufen, damit es wiedererkannt wird und im Club eingesetzt werden kann. Hin und wieder probier‘ ich aber gerne mal was Neues aus und juble den Leuten mal einen unbekannteren Song unter, der nicht schon an jeder zweiten Ecke läuft. Ich bin der Meinung, dass man ein bisschen offen für was Neues sein sollte. Aber in der Community wird meistens eher der Mainstream gewünscht.
Als DJ kommst Du mit der GEMA in Berührung – wie blickst Du auf uns?
Ich finde es sehr wichtig, dass die GEMA die Interessen von Musikschaffenden vertritt und dafür sorgt, dass diese etwas zurückerhalten – Anerkennung und was aufs Konto. Ohne sie gäbe es ja auch keine Musik, keine Kompositionen, keine Liedtexte. Und somit keine Partys. Ich fange gerade an, eigene Musik zu produzieren, da bekommt das Thema nochmal eine ganz andere Relevanz für mich.
Vielen Dank für das Gespräch, Dennys.