Alles unter dem Motto „Setting the Record Straight on Copyright and AI“
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Thomas Theune, Direktor Sendung/Online, ist zusammen mit Till Evert, Leitung Repertoiremanagement und New Business S/O, im Auftrag der GEMA im Mai nach Nashville gereist. In das musikalische Herz der USA, die „Welthauptstadt des Songwritings“. Dort haben sie an der Music Biz Conference 2024 teilgenommen, die Stakeholder aus der ganzen Welt anlockt und einen zukunftsweisenden Blick auf die Musikindustrie wirft.
Es wurden zahlreiche Gespräche mit Verlagen, KI-Tech-Unternehmen, Urheberrechtsgesellschaften und anderen Partnern aus der Musikindustrie geführt. Thomas stand außerdem zusammen mit Kolleginnen und Kollegen u.a. von NMPA und AMRA in einer Panel Diskussion auf der Bühne. Zusammen haben sie darüber gesprochen, welches Potential KI in der Musikindustrie entfaltet, einen Blick in die Zukunft und einen kritischen Blick auf die Auswirkungen geworfen, die KI auf das Urheberrecht hat. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen vor Ort.
Lieber Thomas, was war das Key Learning, was du von deiner Reise und den Gesprächen mit Expertinnen und Experten mitgenommen hast?
Besonders bei der Diskussion auf der Bühne beim ersten Panel waren wir uns sehr einig darüber, dass es unfassbar wichtig ist, dass Rechteinhaberinnen und Rechteinhaber zwingend an den Umsätzen beteiligt werden müssen, die durch KI generierte Musik entstehen, die wiederum auf ihren Werken basiert. Da herrschte Konsens von allen Seiten.
Was ist dein Eindruck, wohin die Reise gehen wird? Was werden die nächsten großen Veränderungen sein?
Die Entwicklungen im Bereich von Artificial Intelligence sind rasend schnell und beeinflussen bereits heute die Kreation von Musik. Das wird sich sehr schnell auch noch verstärken und weiterentwickeln. Wir brauchen uns nichts vormachen: Künstlich erzeugte Musik wird bald neben menschlich erzeugter Musik stehen und es wird schwer bis unmöglich sein, einen Unterschied zu erkennen. Gleichzeitig muss man sicher unterscheiden zwischen rein KI-erzeugter Musik und Musik, bei der KI als „Hilfsmittel“ im kreativen Schaffensprozess eingesetzt wurde.
Gerade die erste Kategorie stellt die GEMA und ihre Mitglieder vor Herausforderungen. Denn Lizenznehmer könnten argumentieren, dass auf Grund der Nutzung von AI-Musik weniger Vergütung an die GEMA zu entrichten ist, weil weniger Musik des GEMA Repertoires genutzt wird. Dem werden wir uns entschieden entgegenstellen. Wir sind jedoch gleichzeitig dabei Lizenzmodelle und Strategien zu entwickeln – für das Training von KI-Anwendungen, die spätere Nutzung der Tools sowie die damit generierten Umsätze.
„Wir brauchen uns nichts vormachen: Künstlich erzeugte Musik wird bald neben menschlich erzeugter Musik stehen.“ – Thomas Theune, Direktor Sendung/Online
Neben der Diskussionsrunde hast du an einem weiteren Panel zum Thema AV-Metadata teilgenommen. Kannst du uns dazu mehr erzählen?
Bei AV-Metadata geht es zentral um die Information, welche Musikwerke in bestimmten Filmproduktionen vorkommen und die Vollständigkeit und Qualität dieser Informationen. In diesem Zusammenhang spielen auch Referenzdaten wie etwa die Q-Sheets oder Soundfiles von den Musikwerken eine große Rolle. Die Qualität all dieser Daten zunehmend zu verbessern, wird immer wichtiger. Dafür hat die GEMA schon früh den Grundstein für unsere Mitglieder gelegt und entsprechende Maßnahmen ergriffen. So ist die GEMA in diesem Bereich mittlerweile international führend und erbringt auf dieser Basis Dienstleistungen gegenüber AKM und UCMR.
Wie war die Stimmung vor Ort in Nashville?
Das Thema KI war omnipräsent, was unterschiedliche Positionen hervorgebracht und eine gemischte Stimmung erzeugt hat: Von großen Sorgen bis hin zu Euphorie wie man die neuen Technologien nutzen kann, war alles dabei.
Unterschiede gab es auch bei den jeweiligen Vertretungen der verschiedenen Repertoires. So ist das Hit-Repertoire sehr selbstbewusst aufgetreten, wohingegen kleinere Repertoires und Vertreter von Production Music eher besorgt waren.
Kannst du für uns einordnen, wo die GEMA mit ihrem Engagement im Bereich KI und Musik im Vergleich zu anderen Playern steht?
Wir befinden uns in intensiven und kontinuierlichen Austausch mit unseren Partnern in der Musikindustrie, also mit Verlagen und anderen Verwertungsgesellschaften. Aber auch über internationalen Gremien, wie zum Beispiel der CISAC.
Wir sehen, dass wir mit unseren Überlegungen eine Vorreiterrolle einnehmen. Uns ist wichtig, dass wir als Verwertungsgesellschaften in die gleiche Richtung arbeiten, weshalb wir unsere Überlegungen gerne mit den anderen teilen. Es wird ein Thema auch auf der politischen und regulatorischen Ebene werden. Da wäre es kontraproduktiv, wenn jeder einen anderen Weg einschlägt.