Magazin / 15. Dezember 2022

„Irgendwie ist der Kitt verloren gegangen.“ Claudia Koreck über ihren Weihnachtssong „Ruck ma olle wieder näher zam“

Schon lange wollte Claudia Koreck ein Weihnachtsalbum aufnehmen. 2018 setzte sie ihren Wunsch in die Tat um und veröffentlichte ihre „Weihnachtsplatte“. Bis auf die Coverversion des Hawaiianischen  „Mele Kalikimaka“ stammen Musik und Text aus ihrer Feder – auf Deutsch, auf Englisch und auch auf Bayerisch. Mit dabei ist auch „Ruck ma olle wieder näher zam“. Obwohl das Lied bereits vor Corona entstanden war, ist es aktueller denn je.

Was hat Claudia Koreck zu dem Song inspiriert? „Ich finde, dass zur Weihnachtszeit immer alles wahnsinnig hektisch wird“, sagt sie uns im Interview. „Jeder ist total gestresst, saust von einer Weihnachtsfeier zur nächsten und pünktlich zum Fest soll alles perfekt sein. Es gab einmal ein Fest, wo mein Mann einen totalen Renovierungsanfall bekommen hat, weil wir viele Gäste über die Feiertage erwarteten. Als er einen Tag vor Heiligabend auch noch das Haus streichen wollte, hab ich ihm gesagt: ‚Leg‘ jetzt sofort den Pinsel aus der Hand und dich lieber zu mir her!‘ Denn darum sollte es doch eigentlich gehen, wieder mehr Zeit füreinander zu haben. Es muss nicht alles so perfekt sein … “

„Gib ma moi dei Hand, schenk ma uns einfach einand.“

Angesichts der Kälte und der Verbitterung, die sich in der Gesellschaft zu verbreiten drohen, wünscht sich die 36-Jährige, einander wieder mehr zu spüren und zu schauen, was uns verbindet. „Wir müssen wieder lernen, glücklich zu sein mit dem, was wir haben“, erzählt sie über die Entstehung des nachdenklichen und zugleich ermunternden Weihnachtslieds, das sie in totaler Einsamkeit, zurückgezogen auf einer Hütte in Schweden geschrieben hat. Abseits von Hektik und Termindruck konnte sie im Liedtext am besten den eigentlichen Sinn des Schenkens ergründen, der aus ihrer Sicht verloren gegangen ist. „Muss es wirklich so krass materiell sein?“

Für die gebürtige Traunsteinerin bietet Weihnachten eher die wertvolle Gelegenheit, sich Zeit zu nehmen. Einfach zusammensitzen, ein offenes Ohr für die Kinder zu haben oder über das vergangene Jahr nachzudenken. „Ich stelle mir jedes Jahr die Frage, was ich persönlich besser machen kann, auch gesellschaftlich. Das ist im Wesentlichen auch der Gedanke hinter dem Song.“

„I wui wieder woana, beim ‚Stille-Nacht‘-Singa.“

Weihnachten zu feiern, bedeutet bei den Korecks „alle zusammen“, im Kreis der Familie, mit Freundinnen und Freunden, mit der Taufpatin, die ihren Ehemann verloren hat und sonst allein wäre. Dann wird doch sicherlich viel gemeinsam musiziert, oder? „Ja, fast. Ich bin die Einzige, die nicht singt“, gibt sie zu. Wie das? Während bei „Stille Nacht“ ihr Ehemann und Produzent Gunnar am Klavier sitzt, die neunjährige Tochter Geige spielt und der zwölfjährige Sohn textsicher jede Strophe schmettert, bleibt die Singer-Songwriterin ausnahmsweise still. Beim Anblick des leuchtenden Weihnachtsbaums, erfasst von Demut und Dankbarkeit bleibt ihr nämlich immer die Stimme weg. Stattdessen weint sie ein bisschen. Alle Jahre wieder.

Hier geht’s zum Video von „Ruck ma olle wieder näher zam“ von Claudia Koreck.