Happy Birthday, Deutscher Musikautorenpreis

Bei der zehnten Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises bekommt Klaus Doldinger den Preis für sein Lebenswerk und will nur spielen, die Politik stellt sich auf harte Verhandlungen ein, um den Value Gap zu schließen, und die Musikautoren feiern „genreübergreifend“ einen Preis, der die ganze Bandbreite der Musik innerhalb der GEMA abdeckt.

Am Ende des Abends stand, nach all den Dankesreden,  der Preisträger des Lebenswerks auf der Bühne und tat, was er am liebsten macht: spielen. Klaus Doldinger (81) ließ mit seinen Mitmusikern unter anderem die Titelmelodie des „Tatort“ erklingen, die er vor vielen Jahrzehnten schrieb und mit der sich jeden Sonntag zig Millionen Menschen vor den Fernsehern die Knabberschalen auf die Couchtische stellen: Dann ist in Deutschland Krimizeit. Der „Tatort“ mit seiner Melodie ist in dieser Zeit gesellschaftlicher Umbrüche eine der wenigen Konstanten hierzulande. Der Sonntagskrimi verbindet die Menschen, denn die Montagsfrage im Büro ist oft: „Und, wie fandst du den ,Tatort’“?

Im übertragenen Sinn ist der Deutsche Musikautorenpreis für die GEMA so etwas wie das, was der „Tatort“ für die Deutschen bedeutet: Er hält die Gemeinschaft zusammen und zeigt, was es für unterschiedliche musikalische Strömungen innerhalb der GEMA gibt, dass jede einzelne von ihnen einen berechtigen, sicheren Platz hat und dass kein Genre wichtiger ist als ein anderes.

Der Deutsche Musikautorenpreis wird nämlich nicht immer für die gleichen Genres vergeben, sondern sieben der zehn Preiskategorien wechseln jedes Jahr. Auch das ist eine Besonderheit der Verleihung, die unter dem Motto „Autoren ehren Autoren“ stattfindet. 2018 gab es zum Beispiel Preise für „Komposition Dance/Elektro“ oder „Komposition Experiment Stimme“, im nächsten sind es „Komposition Hip-Hop“ oder „Komposition Jazz/Crossover“. Dieses Jahr wurden u.a. Texte in der Kategorie Pop ausgezeichnet, im letzten waren es Singer/Songwriter, die für ihre gute Wortwahl prämiert wurden. Der Musikautorenpreis zeigt die unglaubliche Vielfalt der in der GEMA versammelten Musikautoren.

Klar ist deshalb auch, dass sich die rund 400 geladenen Gäste, wie der GEMA-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Ralf Weigand in seiner Rede verriet, nicht nur auf die Preisverleihung selbst, sondern auch auf die Aftershow-Party freuten. Dort sind nämlich laut „Solokonzert“-Gewinner Michael Pelzel „alle Kreativen unter einem Dach. Das ist eine ganz besondere Stimmung.“ Geklönt wurde – „genreübergreifend“ – bis tief in die Nacht.

Und doch wurden bei all der Feierei und Festlichkeit auch ernste Töne angeschlagen. Wenn jene, die ihren Lebensunterhalt mit Musik verdienen, alle unter einem Dach versammelt sind, muss auch über Politik und die Vergütung im digitalen Zeitalter gesprochen werden. Schirmherrin Prof. Monika Grütters MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien betonte in ihrer Rede deshalb: „Die Musikautorinnen und Musikautoren verdienen noch viel mehr als Aufmerksamkeit und Wertschätzung: Sie müssen von ihrer Arbeit leben können und verdienen einen fairen und angemessenen Anteil am Ertrag aus ihrer kreativen Leistung! Zu den wichtigen Rahmenbedingungen für ihre Arbeit, für die wir sorgen müssen, gehört mehr denn je ein wirksames Urheberrecht. Wir müssen auf europäischer Ebene erreichen, dass Plattformen, die mit der Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke Geld verdienen, mit den Rechteinhabern künftig Lizenzverträge schließen müssen. Die Frage des sogenannten ‚value gap‘ wird derzeit intensiv im Europäischen Rat diskutiert; hier müssen wir uns noch auf harte Verhandlungen einstellen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir uns auf eine urheberrechtsspezifische Haftungsregelung einigen können.“

Doch bei allen in der Zukunft liegenden Herausforderungen für Musikurheber: Bevor Klaus Doldinger das tat, was er am liebsten macht (Spielen), hatte er auch noch Positives zu sagen: „Die Autoren in Deutschland stehen im Vergleich zu dem, was die Amerikaner zu bieten haben, viel besser da – auch im Vergleich zum Rest der Welt. Das ist der Verdienst ganz weniger Leute, die sich für die juristische, geradlinige Durchsetzung dessen, was da anliegt, voll einsetzen.“

Impressionen der Preisverleihung
im Video