Rückblick auf das Forum E der GEMA am 28. Juli 2025
Am 28. Juli 2025 fand in der GEMA in Berlin das erste Forum E statt – ein neues Beteiligungsformat im Rahmen der Reform der GEMA-Kulturförderung. Eingeladen waren Expertinnen und Experten aus der Mitgliedschaft aus dem E-Bereich, um sich gemeinsam und konstruktiv mit Fragen der zukünftigen Förderpraxis auseinanderzusetzen. In konzentrierter, offener Atmosphäre bot das Forum Raum für Austausch, Reflexion und gemeinsames Weiterdenken.
Das Forum E ist Teil eines strukturierten Beteiligungsprozesses, den die GEMA ins Leben gerufen hat, um die Kulturförderung im Dialog mit ihren Mitgliedern weiterzuentwickeln.
Orientierung boten die vorab formulierten Leitlinien zur Neuausrichtung der Förderung. Sie bildeten den Ausgangspunkt der Gespräche, ohne den Raum für neue Ansätze und kritische Rückfragen einzuengen – und schufen damit die Grundlage für einen lebendigen, konstruktiven Austausch.
„Wir wollen zuhören – und gemeinsam etwas Tragfähiges entwickeln“ – Tobias Holzmüller
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Tobias Holzmüller, Vorstandsvorsitzender der GEMA, die Teilnehmenden und verwies auf die Zielsetzung des Forums:
„Ziel dieser Veranstaltung ist es, Ideen und Feedback einzusammeln, um in der Mitgliederversammlung 2026 einen Antrag zur Abstimmung zu stellen, der von der Mitgliedschaft breit unterstützt wird – idealerweise quer über die unterschiedlichen Interessengruppen hinweg. Der von Aufsichtsrat und Vorstand in diesem Jahr zur Abstimmung gestellte Antrag dient dabei als Ausgangspunkt und gestaltbarer Rahmen. Wir wollen zuhören, prüfen, was wir übernehmen können, wo nachgeschärft werden muss – und ob sich an einzelnen Stellen neue Ankerpunkte finden lassen. Aber wir müssen auch verstehen, dass eine Reform nur erfolgreich sein kann, wenn sie auch im U-Lager konsensfähig ist.“
Zugleich betonte Tobias Holzmüller, dass die starre Trennung zwischen E und U nicht mehr zeitgemäß erscheine, die Identifikation vieler E-Mitglieder mit ihrer Sparte gleichwohl nach wie vor groß sei. Diese Realität werde im weiteren Prozess entsprechend berücksichtigt.
Gespräche & Diskussionen in verschiedenen Workshops
Im Anschluss an die Einführung arbeiteten die Teilnehmenden in mehreren Workshop-Gruppen entlang der Leitlinien, die den aktuellen Reformprozess derzeit strukturell umfassen.
Ein zentraler Punkt der Diskussion war die Öffnung der Förderinstrumente. Einigkeit bestand darin, dass neue Modelle entstehen sollen, die sich nicht mehr ausschließlich an der Trennung zwischen E und U orientieren, sondern etwa stärker zwischen kommerziellen und nicht-kommerziellen Nutzungskontexten differenzieren.
Im Bereich der Verteilung wurde der Begriff der „Leistungsgerechtigkeit“ kritisch hinterfragt – insbesondere mit Blick auf Fälle mit niedrigem Inkasso. Viele Stimmen plädierten dafür, stattdessen vom „Inkassobezug“ zu sprechen, um zu verdeutlichen, dass es um die tatsächliche Einnahmenbasis als sachlichen Maßstab geht. Diskutiert wurden ergänzend Korrekturinstrumente, wie etwa Deckelungen oder die Berücksichtigung öffentlicher Förderung zur Entlastung betroffener Mitglieder.
Auch organisatorische und strukturelle Aspekte wurden reflektiert: Etwa die Frage, ob Veranstaltende stärker in die kulturbezogene Bewertung einbezogen werden können und ob Mitglieder bei Reklamationen und Einreichungen von Musikwerken für einen reibungslosen Ablauf noch stärker in den Prozess eingebunden werden müssen. Ebenso wurde der Wunsch geäußert, E-Werke im Hörfunk weiterhin besonders zu berücksichtigen.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Überlegung, wie vorhandene Daten der GEMA genutzt oder weitere Datenquellen einbezogen werden können, um eine differenziertere, objektivierbare Förderstruktur zu entwickeln. Zudem wurde diskutiert, was Innovation in der Musik konkret bedeutet – jenseits von Mainstreambegriffen oder reinen Marktzugängen.

Stimmen aus dem Forum
Iris ter Schiphorst: „Ich fand es gut, dass dieses Forum E heute getagt hat. Es ist viel Inhaltliches zur Sprache gekommen – auch die Schwierigkeiten, die es beim letzten Antrag gegeben hat. Ich erhoffe mir, dass es anders läuft als mit den von der Politik einberufenen Bürgerräten – Stichwort: ‚Partizipation’, in denen zwar intensiv über gute, für alle tragbare Lösungen diskutiert wird, die Ergebnisse dann aber in der Schublade verschwinden und im weiteren politischen Prozess nicht berücksichtigt werden. Ich würde mir sehr wünschen, dass es tatsächlich inhaltlich weitergeht. Natürlich gab es heute viele unterschiedliche Meinungen – und das ist auch gut so. Wenn mit diesen Unterschieden weitergearbeitet wird, kann das für alle nur hilfreich sein. Und ich persönlich würde mir auch wünschen, dass E und U in einem gemeinsamen Forum zusammenkommen, sodass man besser versteht, wo die Schwierigkeiten und Nöte in den anderen Bereichen liegen. Ein solcher Austausch wäre wichtig.“
Alexander Strauch: „Nach der letzten Mitgliederversammlung bin ich mit einer gewissen Vorsicht zum heutigen Forum gekommen – aber der Austausch war jetzt erstmal wirklich gut. Ich denke, sich heranzutasten ist ein richtiger Weg. Wichtig ist, dass wir irgendwo zusammenkommen – und dafür braucht es Kompromisse, das ist klar. Aber es braucht auch gegenseitiges Zuhören. Heute hat man zum Beispiel auch die Verlegerseite nochmal deutlicher gehört – und umgekehrt. Die verschiedenen Bereiche wie Förderung, Verteilung, dynamische Fokus-Kulturförderung und auch Verwaltung – das alles muss mitbedacht werden. Natürlich können wir als Mitglieder keine Sachbearbeitung leisten, aber wir können Impulse geben. Und ich hoffe sehr, dass wir gute Wege finden. Wichtig ist mir auch, dass wir bei der dynamischen Fokus-Kulturförderung dranbleiben. Wir E-Komponist:innen haben viel nachgedacht und diskutiert – aber die dynamische Fokus-Kulturförderung ist ein zentrales Thema für alle Mitglieder, unabhängig von der Sparte. Wenn wir es schaffen, Förderungswürdigkeit, Förderungsbedürftigkeit und Leistung in einem neuen System sinnvoll zusammenzubringen, können wir alle davon profitieren.“
Johannes Hildebrandt: „Es war sehr gut, dass die Veranstaltung stattgefunden hat und die Diskussion wieder losgeht. Ich fand das Forum sehr informativ – und auch inspirierend. Jetzt schauen wir, dass wir im September weiterarbeiten können. Und ich denke und hoffe wirklich, dass wir am Ende etwas Gutes zusammen hinbekommen.“
Ausblick
Mit dem Forum E und dem Forum U hat die GEMA zwei neue Formate geschaffen, um die Mitglieder aktiv in den Reformprozess einzubeziehen. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung des Antrags ein, der im Jahr 2026 der Mitgliederversammlung vorgelegt wird. Ein ausführliches inhaltliches Protokoll zum Forum E am 28. Juli 2025 wird auf der Website der GEMA veröffentlicht.
Einigkeit bestand darin, dass die Kulturförderung der GEMA nur dann zukunftsfähig sein kann, wenn sie gemeinsam gedacht, kritisch überprüft und transparent gestaltet wird. Das Forum E hat hierfür einen wichtigen Impuls gesetzt – konstruktiv, offen und mit dem klaren Willen zur Verständigung.