Magazin / 29. Juni 2023

So viel Amore! Das war das 15. Various Voices Chorfestival in Bologna

Foto: Jürgen König

Seit 1985 treffen sich Chöre aus der internationalen LGBTQ+ Szene alle vier Jahre zum Festival „Various Voices“. Dieses Jahr in Bologna erstmals mit über 100 Ensembles. Wir haben die wichtigsten Fakten zu diesem besonderen Event zusammengetragen.

„I Sing what I am“ – unter diesem Motto in Anlehnung an Gloria Gaynors berühmte Hymne für Toleranz und Gleichberechtigung fand vom 14. bis 18. Juni das Various Voices Festival statt. Diesmaliger Austragungsort des Events für europäische LGBTQ+-Chöre und -Musikensembles war das norditalienische Bologna. Neben der Liebe für die Chormusik stand natürlich wieder die Aufmerksamkeit für LGBTQ+-Belange im Fokus – und natürlich ganz viel Amore beim Wiedersehen aller teilnehmenden lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, queeren und heterosexuellen Menschen aus Nah und Fern. Kleiner Faktencheck gefällig?

  • Bereits zum 15. Mal fand das internationale Various-Voices-Festival statt, das alle vier Jahre in einer anderen europäischen Stadt gastiert. Eigentlich war die Bologna-Edition bereits für 2022 geplant gewesen, musste jedoch aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben werden.
  • In diesem Jahr trafen sich 105 Chöre und Ensembles mit rund 3.500 singenden und musizierenden LGBTQ+-Personen aus insgesamt 90 Ländern. Damit wurde die Hunderter-Marke teilnehmender Gruppen zum ersten Mal geknackt. Zu Various Voices 2018 in München strömten bereits 97 Chöre ins Kulturzentrum am Gasteig – gleich ums Eck der GEMA Generaldirektion.
  • Der diesjährige Gastgeber-Chor war „KOMOS“ aus Bologna, der 2008 als erster schwuler Männerchor Italiens gegründet wurde. Träger des Festivals war wie immer LEGATO – European Association of LGBTQ+ Choirs.
  • Die Konzerte von Various Voices Bologna waren über die gesamte Stadt verteilt. Die meisten Auftritte, die jeweils zwischen 20 und 30 Minuten dauerten und wirklich jedes denkbare musikalische Genre bedienten, fanden in vier Theatern und zwei Museen (in Kombi mit Führungen) statt. Weiterer Veranstaltungsort war das Various Voices Village im DUMBO Center, das allnächtens zur Partylocation mutierte und die letzten Feierwütigen erst frühmorgens wieder losließ. Viele Chöre traten tagsüber auch an öffentlichen, historischen Plätzen der Altstadt Bolognas auf und sorgten so für viel wichtige Sichtbarkeit der Community im Pride Month.
  • Glanzvoller Höhepunkt: das Galakonzert am Freitagabend auf dem Piazza Maggiore, dem Hauptplatz im historischen Stadtzentrum von Bologna. Vor tausenden Gästen brachte hier eine Auswahl der teilnehmenden Chöre italienische Musikklassiker von Giuseppe Verdi, Nicola Piovani und Ennio Morricone auf die riesige Stadtbühne. Der Abend endete mit einem spektakulären Singalong der Festivalhymne „I Am What I Am“, mit der die über 100 Chöre auf der Bühne und im Publikum den berühmten Stadtplatz akustisch und emotional zum Beben brachten.
  • Etwas spärlicher sah zwar die Teilnahme der osteuropäischen Nachbarn aus. Die Ensembles aus Tschechien („Doodles“), Estland („Vikerlased“) und Polen („Krakofonia“, „Voces Gaudii“) sorgten aber für umso mehr Aufmerksamkeit, als sie das Festival leidenschaftlich als Plattform dafür nutzten, um auf die schwierige Situation für LGBTQ+ Communities in ihren Heimatländern musikalisch aufmerksam zu machen.
  • Bewegend: Mit „Queer-essence“ und „QwertyQueer“ nahmen auch zwei Chöre aus der Ukraine teil. QwertyQueer war 2014 während der ersten Invasion Russlands in Kiew gegründet worden – mit Unterstützung von Kiews Partnerstadt München. Seitdem verbindet die Chöre aus beiden Städten ein starkes Band, das sich in der Hilfsorganisation „Munich Kyiv Queer“ verfestigt hat.
  • Nach dem Festival ist vor dem Festival. Das nächste Various-Voices-Date steht bereits in drei Jahren, also 2026, im Kalender. Diesmal geht’s nach Brüssel, wo man sich auch viel Beteiligung und Unterstützung durch das Europäische Parlament erhofft. Mit im Gepäck sicherlich wieder viele neue Musikarrangements, atemberaubende Kostüme, waghalsige Tanzchoreografien, wichtige Appelle und vor allem: Amore, Amore!