Magazin / 01. Oktober 2019

5 Fragen zum Urheberrecht mit Matthias Hornschuh

Was sich junge Musikschaffenden wünschen und wie das Bewusstsein für den Wert von Musik größer werden kann, haben wir Matthias Hornschuh gefragt.

1. Hat die aktuell junge Generation grundsätzlich eine Vorstellung von der Bedeutung und Funktion des Urheberrechts?

In Berlin habe ich kürzlich mit jungen Musikschaffenden über "Komponieren als Beruf" gesprochen: Sie wünschen sich mehr Solidarität und Ernsthaftigkeit, anstelle von Reflexhaftigkeit und Leichtgläubigkeit. Mehrere haben berichtet, sie seien aus idealistischen Gründen durchaus piratisch unterwegs gewesen, bis sie Regeners Wut-Rede zum Überdenken dieser Position gebracht habe. Junge Berufseinsteiger bringen oft eine herausragende Ausbildung mit und ebenso eine sehr positive Haltung. Sie sind aber ganz grundsätzlich und durchaus persönlich verunsichert. Zudem sind sie genervt von der starken Ablehnung, die ihre Generation Politik und Institutionen entgegenbringt – obwohl sie sich doch selbst als eminent politisch betrachtet und das in Sachen Ernährung, Klamotten unter den Stichworten Bio, Fairness & Nachhaltigkeit auch in Taten umsetzt.

2. Was kann Ihrer Meinung nach getan werden, damit ein größeres Bewusstsein für den Wert von Musik entsteht?

Noch viel mehr erklären, geduldig sein, begreifen, dass unsere "Gegner" nicht ferngesteuerte Jugendliche sind, sondern diejenigen, die in der Politik herumpfuschen ohne unsere Anliegen anzuhören oder, schlimmer, ohne sich darum zu scheren. Ganz konkret müssen wir daher weitere Bereiche von Politik, Verwaltung & Justiz dazu bekommen, uns anzuhören.

3. Was ist heutzutage besonders wichtig, wenn man sich für ein Leben als Berufskomponist oder -textdichter entscheidet?

So lästig das ist, man muss über sein Rechte Bescheid wissen. Früher gab es Nadelöhre wie Management, Verlag und/oder Label. Einen Labeldeal erreichten nur wenige, und wenn sie ihn erreichten, dann kamen sie unter die Fittiche von jemand Älterem. Die Erfahrenen erklärten den Jungen, was sie zu tun hatten.
Heute kommt man nicht mehr so leicht unter fremde Fittiche. Die Gefahr ist groß, dass junge Urheber auf Leute mit ungesundem Halbwissen, aber einer großen Überzeugung treffen. Das kann so manche Zukunft zerstören. Denn wenn ein Recht einmal weggegeben wurde, dann ist es weg.

4. Was würden Sie Nachwuchsurhebern raten?

Mein erster und dringlichster Rat lautet: Holt euch Rat! Redet mit Leuten, die belegbare professionelle Erfahrung haben. Holt mehr als eine Meinung ein, bevor ihr irgendwas unwiderruflich verschenkt. Und, so unpopulär es ist: Werdet Mitglied in Berufsverbänden, in Verwertungsgesellschaften oder auch bei ver.di. Da überall gibt es abstrakten Rat, konkrete Hilfe und oft sogar Vergünstigungen und Rechtshilfe. Wenn man über ein Leben als Berufsurheber nachdenkt, dann sollte man akzeptieren, dass das einen Berg an unerfreulicher Bürokratie bedeutet. Denn Musik macht glücklich, aber das Geschäft damit ist mühsam.

5. Was wünschen sich zukünftige Musikurheber besonders in Bezug auf das Urheberrecht und den Wert von Musik in der Gesellschaft?

Was sich junge Urheber wünschen, das kann ich sicherlich nicht repräsentativ wiedergeben. Aber einer der wesentlichen Wünsche ist meiner Erfahrung nach, für die eigene professionelle Leistung respektiert zu werden, einschließlich der materiellen Anerkennung. Miese Jobangebote sind nicht nur wenig lukrativ sondern persönlich verletzend. Der stete Kampf gegen Zahlungsunwilligkeit macht mürbe, weil man ihn als Künstler kaum nicht persönlich nehmen kann; das ist auf Dauer erniedrigend.
Wenn ich mir für den Nachwuchs etwas wünschen dürfte, dann wäre das, dass in der Politik endlich anerkannt wird, dass das Urheberrecht etwas mit (Achtung!) Urhebern zu tun hat. Und nicht nur mit Netzaktivisten, Plattformbetreibern, Verbrauchern etc.