04 December 2017

Was macht heute einen guten Verleger aus, Hille Hillekamp?

Ein Gastbeitrag von Hille Hillekamp.

Zunächst mal muss ich sagen, dass sich die guten Verleger nicht nur heute, sondern auch schon früher, vor 30 Jahren und mehr, dadurch auszeichneten, dass sie zuallererst einmal ein gutes Gespür für Melodien, für kommerzielle Songs, für neue Trends hatten.

Dazu ein Talent, das Potenzial einzelner Autoren zu erkennen, diese dann zu kontakten und unter Vertrag zu nehmen, um ihre Songs den Plattenfirmen, Managern oder Künstlern anzubieten. Gleichzeitig auch, um diese Autoren mit Künstlern zusammenzubringen, auf dass sie erfolgreich zusammenarbeiten und erfolgreiche Werke schaffen würden.

Dann natürlich die Kontakte mit diesen Autoren zu pflegen, damit sie sich immer bei ihrem Verleger wohlfühlten und wussten, dass sie sich auf ihren Verleger stets verlassen konnten und diese Autoren/Partner ihnen jederzeit alle möglichen Fragen stellen konnten, und wussten, sie würden die richtige Antwort bekommen.

Das Gleiche gilt natürlich auch ganz genauso für eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit allen deutschen und ausländischen Verlagspartnern!
Ich bin ein großer Freund von langfristiger Zusammenarbeit, und viele meiner in- und ausländischen Verlags-Partner, Co-Verleger, Editionäre und Autoren, die ich schon seit 20 bis 30 Jahren kenne, arbeiten heute noch mit mir zusammen – eine Tatsache, die mich auch ein bisschen stolz macht.
(GRAND H konnte dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiern, gekrönt auf der GEMA-Autorenpreis-Gala 2017 mit dem Preis als „erfolgreichster Song des Jahres 2016: „Die immer lacht“ von Stereoact feat. Kerstin Ott. Dieser Song ist nun auch gerade mit dem ersten offiziellen Diamant Award – also 1.000.000 verkaufter Units – veredelt worden!)

Aber all diese oben genannten Eigenschaften sind eben Eigenschaften, die einen erfolgreichen Verleger genauso auch noch heute ausmachen! Und natürlich gilt es – neben all der Liebe zur Musik, der Liebe zu den kreativen Aktivitäten wie z. B. neue Lieder anbieten, Cover-Versionen alter Hits den heutigen A&Rs, Produzenten, Managern und Künstlern anbieten, den richtigen Autoren den für sie richtigen Künstler vorstellen etc. –, auch noch die administrative Seite des Geschäfts gewissenhaft zu erledigen. Schließlich soll der Partner des Verlegers auch mit korrekten Abrechnungen und Zahlungen versorgt werden, und diese Zahlungen sollen natürlich auch die jeweiligen Partner des Verlegers möglichst oft zufriedenstellen! Ich habe dies immer von meinen jeweiligen Administrationspartnern erledigen lassen, und muss sagen, dass ich in der Auswahl meiner Partner ein glückliches Händchen hatte: Wir hatten in all den 30 Jahren noch nie einen Prozess oder ein Audit!

Natürlich kontrollier ich immer noch alle GEMA-Eingänge sowie die Abrechnungen an alle meine Partner. Und in diesen Zeiten, wo alles nur noch von Streaming spricht, ist es wichtig, dass es hoffentlich bald auch eine neue Regelung für eine gerechtere Verteilung der Streaming-Einnahmen zwischen den Record-Companies und den Verlagen gibt. Mit Prof. Dr. Rolf Budde haben wir da einen kompetenten Streiter in der Sache an der Front!
 Zu dem Thema Abrechnungen fällt einem natürlich heute auch dieses unsägliche Kammergerichtsurteil vom letzten Jahr ein. Seit Anfang dieses Jahres hat mein Sohn Adrian, nach vorheriger sechsjähriger Praxiserlangung bei Edel, Budde Music, BMG Rights und Motor Music, bei mir als Co-Geschäftsführer angefangen. Und dieses Urteil mit all seinen Folgen, die nun alle deutschen Verleger ausbaden mussten, traf uns als Zwei-Mann-Unternehmen natürlich umso heftiger. Wir haben gut und gerne sechs Monate Zeit gebraucht, um alles hoffentlich ordentlich erledigt zu haben. Aber dies waren sechs Monate, die uns bei der kreativen Arbeit natürlich irgendwie fehlten, und diesen Verlust zahlt uns natürlich keiner! Die großen Verlage haben ja alle ihre eigenen A&R-Abteilungen, die haben dadurch natürlich so im kreativen Geschäft weniger gelitten.

Aber wir sind froh, dass wir uns jetzt wieder voll unserem normalen Tagesgeschäft widmen können. Und ich bin froh, mit meinem Sohn einen jungen Partner im Boot zu haben, der die aktuelle Musik voll versteht – ich stoße zugegebenermaßen oftmals im derzeit sehr erfolgreichen RAP-/Hip-Hop Bereich an meine kreativen Grenzen! Und ich würde mich freuen, wenn Adrian dann in ein paar Jahren genauso erfolgreich im Verlagsgeschäft für unsere Firma sein wird wie der Sohn von Rolf Budde, Benjamin (Budde Music), und der Sohn von Rolf Baierle, Christian (Roba Music), die ich beide auch sehr schätze!

Früher, zu meinen Zeiten als Promotion-Chef, hieß es immer: „Keep the artist happy!“ Ein zufriedener Künstler macht alles für dich! Heute heißt es eben für uns: „Keep your authors and publishing partners happy!“ Dann bleiben sie auch bei dir!